====== Dachabdichtungen mit Kunststoffbahnen ====== {{:fpo_abdichtung_1.jpg?nolink&1000x508|fpo_abdichtung_1.jpg}} ===== Herstellung ===== Kunststoffe sind Gemische aus verschiedenen Grundprodukten, bei deren Bearbeitung neue Molekülketten gebildet werden, die je nach Ausbildung einen wesentlichen Einfluss auf die Materialeigenschaften des Endprodukts haben. Die zur Herstellung benötigten Rohstoffe sind hauptsächlich Erdöl, Erdgas, Kohle, Kalk und Wasser sowie verschiedene Zusatzstoffe. ==== Herstellungsverfahren ==== Es werden drei verschiedene Herstellungsverfahren unterschieden: * **Polymerisation**, hierbei entstehen Produkte der Gruppe der Plastomere * **Polyaddition**, hierbei entstehen Produkte der Gruppe der Elastomere * **Polykondensation**, hierbei entstehen Produkte der Gruppe der Duromere ==== Produkteigenschaften ==== Bedingt durch die, je nach Herstellungsverfahren, unterschiedlichen Molekülstrukturen weisen die drei Kunststoffgruppen verschiedene Eigenschaften auf: **Plastomere** werden bei Erwärmung weich und verformbar, sind elastisch, lassen sich schweißen und härten nicht aus. **Elastomere **sind gummi-elastisch, Sie lassen sich also oft um mehr als das Doppelte ihrer Länge dehnen und nehmen ohne Zug wieder ihren Ausgangszustand an. Elastomere sind nicht schweißbar. **Duromere **sind nicht warm verformbar und brechen anstatt sich zu verformen. Sie sind hart und nicht schweißbar. ==== Bahnenaufbau ==== Bei Abdichtungsbahnen aus Kunststoff kann grundsätzlich in homogene Bahnen ohne Trägereinlage und in Bahnen mit Trägereinlage unterschieden werden. Des weiteren bieten einige Hersteller Produkte mit unterseitigen Vlieskaschierungen und / oder Kaltselbstklebeschichten an. Gängige Trägereinlagen für Kunststoffbahnen bestehen aus: * Synthesefasergewebe * Glasvlies * Glasgitter {{:ohne-traeger.jpg?direct&400x334}} Bild oben: Kunststoffbahn ohne Trägereinlage {{:mit-tr-c3-a4ger_1.jpg?direct&500x366}} Bild oben: Kunststoffbahn mit Trägereinlage {{:fpo_sk.jpg?direct&500x330}} Bild oben: Kunststoffbahn mit unterseitiger, selbstklebender Vlieskaschierung. ===== Bahnentypen / Produktgruppen ===== Grundsätzlich müssen Bahnen die zur Dachabdichtung verwendet werden sollen, den Anforderungen des Produktdatenblatts für Kunststoff- und Elastomerbahnen des Regelwerks des deutschen Dachdeckerhandwerks entsprechen. Die verschiedenen Bahnentypen Lassen sich gemäß Ihren Grundwerkstoffen in vier Produktgruppen unterteilen: ==== Kunststoffbahnen auf Basis von Polyvinylchlorid ==== * PVC-P * EVA / EVAC ==== Kunststoffbahnen auf Basis von flexiblen Polyolefinen ==== * FPO * ECB ==== Kunststoffbahnen auf Basis von Polyisobuten ==== * PIB ==== Elastomerbahnen ==== * EPDM ===== Produktbezeichnungen ===== {{:produktschl-c3-bcssel_1.jpg?nolink&500x148}} Neben den zuvor beschriebenen Abkürzungen für die Produktgruppen der Kunststoffbahnen gibt es noch zusätzliche Kennzeichnungen, die weitere Eigenschaften der Bahnen beschreiben. Die im oberen Bild gezeigte Produktbezeichnung „DE/E1 FPO-BV-V-PG-1,5“ klassifiziert die Eigenschaften der betreffenden Bahn. Es handelt sich demnach um eine: * DE = Bahn für einlagige Abdichtungen * FPO = flexibles Polyolefin * BV = bitumenverträglich * V = verstärkt * PG = Polyestergelege / -gewebe * 1,5 = Bahnendicke 1,5 mm nachfolgend sind weitere Abkürzungen aufgeführt: * NB = nicht bitumenverträglich * E = Einlage * GV = Glasvlies * GG = Glasgitter * PV = Polyestervlies * PPV = Polypropylenvlies * K = kaschiert * SK = Selbstklebeschicht ===== Nahtverbindung ===== {{:werkzeug_foehnen.jpg?nolink&700x530}} ==== Fügeverfahren ==== Je nach Bahnentypen und Herstellervorgaben gibt es verschiedene Fügeverfahren, durch die die Produkte in den Stoß- und Nahtbereichen miteinander verbunden werden. Nachfolgend sind gängige Fügeverfahren aufgelistet: * Warmgasschweißen (Heißluftföhn) * Quellschweißen * Nahtbänder / Abdeckbänder * Heißvulkanisation * Heizkeilschweißen ==== Mindestfügebreiten ==== Die notwendigen Mindestfügebreiten der Nähte betragen je nach Fügeverfahren zwischen 20 und 60 mm und sind der Fachregel für Abdichtungen des Regelwerks des Deutschen Dachdeckerhandwerks sowie den Herstellervorgaben der jeweiligen Bahn zu entnehmen. Gleiches gilt für die Mindestüberlappungen der Bahnen im Stoß- und Nahtbereich. {{:foehnen_fpo_1.jpg?direct&1000x619}} Bild: Fügen einer FPO-Bahn im Attikabereich durch Föhnen. ==== Nahtprüfung / Dichtigkeitsprüfung ==== Fertig gestellte Nahtbereiche sollten grundsätzlich einer optischen Prüfung unterzogen werden. Häufig können aufgrund des Erscheinungsbilds des Nahtbereichs erste Rückschlüsse auf die Qualität der Fügung gezogen werden. Darüber hinaus gibt es weitere Prüfverfahren wie z.B.: * Prüfnadeln Hierbei werden die Nahtbereiche mit einer speziellen Prüfnadel unter leichtem Druck abgefahren, bleibt die Prüfnadel hängen, ist die Naht in diesem Bereich nicht geschlossen. {{:pruefnadel_1.jpg?direct&800x362}} * Schälproben Eine "zerstörende" aber sichere Methode, um die Qualität und Mindestfügebreite von Bahnen mit Trägereinlage zu testen, ist es eine Schälprobe durchzuführen. Es wird ein etwa zwei Zentimeter Breiter Streifen über den Nachtbereich eingeschnitten und die obere Bahn abgezogen. Wenn sich der Träger auslöst, ist dies das Zeichen dafür, dass die Nahtfügung stärker ist, als die Bahn selbst und somit fachgerecht ausgeführt wurde. Es ist sinnvoll mehrere Schälproben zu Arbeitsbeginn an einer Probenaht durchzuführen, um die Richtigkeit der Föhntemperatur und Einstellung für die betreffende Baustellensituation zu testen. Nachfolgend sind zwei Schältests abgebildet. Bei der ersten Probe ist die Naht mangelhaft, die Bahnen wurden nicht homogen verschweißt, sodass sich die obere Bahn bei der Schälprobe problemlos abziehen ließ. Bei der zweiten Probe war der Schältest erfolgreich, die Bahnen wurden homogen verschweißt, sodass die Naht so stabil ist, dass sich der Träger der oberen Bahn beim Schältest auf einer Breite von etwa 4 cm abgelöst hat, damit ist die erforderliche Mindestfügebreite von 2 cm deutlich eingehalten. {{:schaeltest_schlecht.jpg?nolink&700x436|schaeltest_schlecht.jpg}} {{:schaeltest_gut.jpg?nolink&700x397|schaeltest_gut.jpg}} * Unterdruckprüfungen Auf zu prüfende Bereiche wird eine Saugglocke gesetzt. Durch den eingestellten Prüf-Unterdruck und die messbare Druckdifferenz lassen sich Rückschlüsse auf die Dichtigkeit ziehen. * Flutungen Unter bestimmten Umständen kann auch eine Dachflutung als Dichtheitsprüfung verlangt werden. Dabei werden die Entwässerungspunkte verschlossen und das Dach bis zu einer vorher festgesetzten Anstauhöhe geflutet. Diese Maßnahme bedarf allerdings genauer Planung unter Berücksichtigung der Möglichen Konsequenzen (Statik des Gebäudes, Wasserschäden, …) ===== Videos FPO Verarbeitung ===== ==== Herstellen einer Probenaht ==== In nachfolgendem Video wird das Herstellen einer Probenaht mit Heißluft bei einer FPO Bahn gezeigt. {{:aussenwand-holzrahmenbau:probenaht_fpo.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:probenaht_fpo.mp4}} ==== Nahtprüfung mittels Schälprobe ==== {{:aussenwand-holzrahmenbau:nahtpruefung_schaelprobe.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:nahtpruefung_schaelprobe.mp4}} ==== Außenecke mit Formteil (Zeitraffer) ==== {{:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_aussenecke_formteil.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_aussenecke_formteil.mp4}} ==== Außenecke handwerklich hergestellt ==== {{:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_aussenecke_handwerklich.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_aussenecke_handwerklich.mp4}} ==== Innenecke als Quetschfalte (Zeitraffer) ==== {{:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_quetschfalte.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_quetschfalte.mp4}} ==== handwerkliche Rohrmanschette (Zeitraffer) ==== {{:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_handwerkliche_rohrmanschette.mp4|:aussenwand-holzrahmenbau:zeitraffer_handwerkliche_rohrmanschette.mp4}}