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Spüleinrichtungen

Quelle: www.tece.de

Grundlagen

Spüleinrichtungen haben ganz allgemein die Aufgabe, dass ein WC oder ein Urinal zu gewünschter Zeit mit Wasser durchspült wird, um Urin und Fäkalien in die Kanalisation zu spülen. Im Wesentlichen wird dabei zwischen zwei Spülsystemen unterschieden, den Spülkästen und den Druckspülern. Diese reichen von in der Vorwandinstallation eingebauten oder sichtbaren Druckspülern bis zu wandhängenden, in der Wand eingebauten oder auf das WC aufgesetzten Spülkästen. Sie können in unterschiedlichen Höhen oberhalb von Toiletten montiert werden. Während in Altbauten hoch hängende Spülkästen mit einer beim Spülvorgang erheblichen Geräuschentwicklung vorzufinden sind, werden in Neubauten tief hängende oder in der Wand eingebaute Spülkästen eingesetzt.

Spülkästen

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Quelle: www.grohe.de

Grundlagen

Spülkästen sind Einrichtungen, die je nach Verwendungszweck ein bestimmtes Spülwasservolumen speichern. Durch Betätigung wird damit das WC-Becken gespült. Im privaten Bereich ist der Spülkasten auch heute noch die übliche Variante für die WC-Spülung. Der Spülkasten wird über ein Füllventil je nach Größe mit 6 bis 12 Liter Wasser (Trinkwasser, Regen- oder Brunnenwasser) gefüllt. Das Wasser wird nach dem Auslösen der Betätigung freigegeben und strömt durch ein Spülrohr in das WC-Becken. Durch die relativ große Wassermenge entsteht der notwendige Druck zum Wegspülen der Fäkalien.

Aufbau

Die Spülkästen sind auf der Innenseite mit einer dünnen Styroporschicht gedämmt, damit sich an der Kastenaußenseite kein Kondenswasser bildet und um die Einlaufgeräusche des Wassers zu dämpfen. Die Spülung wird durch eine Taste ausgelöst. Die modernen Spülkästen sind mit einer Zwei-Mengen-Spültechnik oder einer Spül-Stopp-Funktion ausgestattet. Bei der Zwei-Mengen-Spültechnik werden bei der kleinen Spülung (Sparspülung) ca. 3 Liter und bei der großen Spülung ca. 6 Liter (9 oder 12 Liter) verbraucht.

Bauarten

Bei den Bauarten unterscheidet man im wesentlichen zwei Varianten, die Aufputz-Spülkästen und die Unterputz-Spülkästen.

Aufputz-Spülkästen

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Quelle: www.geberit.de

Dieser Spülkasten wird sichtbar oberhalb des WC-Becken montiert. In Verbindung mit solchen Spülkästen finden sogenannte Stand-WC-Becken (siehe dazu: Stand-WC) ihren Einsatz. In früherer Zeit befand sich der Spülkasten auch des Öfteren an der Decke des Toilettenraumes, um über die Fallhöhe mehr Einströmgeschwindigkeit bzw. Druck aufzubauen. Hochhängende Spülkästen werden durch das Ziehen an einer Schnur oder Kette aktiviert, die von diesen herunterhängt.

Unterputz-Spülkästen

Beispiel: Unterputzspülkasten Trockenbauweise

Quelle: www.tece.de

Diese Art Spülkasten wird entweder eingemauert (Nassbauweise) oder in eine Vorwand als Vorwandinstallation / Trockenbauweise (siehe dazu: Vorwandinstallation) integriert. Sichtbar ist dann nur die Betätigungsplatte, welche aus verschiedenen Materialien und in unterschiedlichen Designs erhältlich ist. An diese Spülkästen werden schließlich sogenannte Wand-WC-Becken (siehe dazu: Wand-WC) angeschlossen.

Beispiel: 2-Mengen Betätigungsplatte

Quelle: www.tece.de

Funktion

Generell werden Spülkästen durch eine Füllarmatur gefüllt und durch eine Entleerungsarmatur geleert. Es gibt also einen Füllmechanismus und einen Spülmechanismus.

Spülmechanismus

Die Entleerungsarmatur besteht aus einem Überlaufrohr mit Bodenventil und einem Wasserbehälter, in dem sich ein ringförmiger Schwimmer aus Schaumstoff befindet. Bei Betätigung des Spülvorgangs wird das Überlaufrohr mit Schwimmer und Bodenventil angehoben; das Spülwasser kann abfließen. Der Schwimmerbehälter bleibt zunächst gefüllt, sodass die Auftriebskraft des Schwimmers das Überlaufrohr trägt. Wenn der Spülkasten geleert ist, fließt das Wasser im Schwimmerbehälter über Bohrungen ab. Dadurch sinken Schwimmer und Überlaufrohr nach unten und das Bodenventil wird verschlossen.

Füllmechanismus

Wenn das Wasser aus dem Spülkasten fließt, senkt sich zugleich der Schwimmer des Füllventils. Ein damit verbundenes Gestänge bewegt sich und öffnet das Füllventil. Wasser strömt durch ein Einlaufrohr, das kurz vor dem Behälterboden endet, in den Spülkasten. So werden plätschernde Einlaufgeräusche vermieden. Erreicht das einströmende Wasser den Schwimmkörper des Füllventils, wird dieser durch die Auftriebskraft wieder nach oben bewegt. Das Gestänge schließt das Füllventil wieder und der Wassereinlass stoppt. Ein Rohrunterbrecher sorgt dafür, dass nie unsauberes Wasser aus dem Spülkasten ins Leitungsnetz eindringen kann (Sog im Netz bei Leitungsbruch).

Vor- und Nachteile

Vorteile

Spülkästen sind weitgehend unabhängig vom Wasserdruck und dem Durchmesser der Zuleitung. Gegenüber den Druckspülern haben sie außerdem den Vorteil, dass die Zuleitung nicht so groß dimensioniert werden muss. Meistens genügt ein Rohrleitungsquerschnitt DN 15. Desweiteren können Hausanschluss, Wasserzähler und Rohrnetz kleinere Nennweiten als bei Verwendung von Druckspülern erhalten. Ein weiterer, großer Vorteil zeigt sich in den geringeren Spülgeräuschen.

Nachteile

Als Nachteil der Spülkasten gegenüber den Druckspülern besteht in dem größeren Platzbedarf. Außerdem sind Spülkästen erst nach Ablauf der Füllzeit wieder einsatzbereit.

Druckspüler

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Quelle: www.grohe.de

Grundlagen

Druckspüler sind Entnahmearmaturen, die nach kurzer, einmaliger Betätigung ein bestimmtes Spülwasservolumen bei einem bestimmten Spülwasserstrom liefern und danach selbsttätig schließen. Sie sind hydraulisch gesteuerte Armaturen, die den Wasserdurchfluss durch den vorhandenen Wasserdruck öffnen bzw. absperren. In der Regel wird der Durchfluss von Hand ausgelöst und schließt nach einer bestimmten Zeit selbsttätig (Selbstschlussarmatur). Die Armaturen können je nach Einsatzzweck von 1 bis 12 Liter Durchfluss eingestellt werden.

Einsatzbereich

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Druckspüler werden hauptsächlich nur noch zur Urinalspülung eingesetzt. Vor allem in öffentlich zugänglichen Gebäuden, wie Schulen, Gaststätten, Ämtern und Betrieben. In älteren Objekten meistens noch mit Handbetätigung. In modernen Gebäuden werden diese aus hygienischen Gründen allerdings kaum noch installiert. Dort finden zum Großteil Druckspüler, die als berührungslos gesteuerte Armaturen mit Infrarotsensor arbeiten, ihren Einsatz.

Die Druckspüler für WC-Becken werden heutzutage kaum noch verbaut. Man findet sie hauptsächlich im Bestand und auch dort werden sie immer mehr durch Spülkästen ersetzt.

Funktion

Ein einfacher (alter) Druckspüler hat als Hauptventil einen Kolben mit einem eingebauten Entlastungsventil. Durch das Drücken eines Druckknopfes oder Hebels wird das Entlastungsventil geöffnet. Aus der Druckausgleichskammer fließt Wasser in das Spülrohr. Der Kolben wird an der Oberseite vom Wasserdruck entlastet und durch den Druck des Wassers auf die Kolbenunterseite angehoben. Dadurch öffnet sich das Hauptventil. Durch das Loslassen der Betätigung schließt das Entlastungsventil und die Druckausgleichskammer wird über den Druckausgleichskanal gefüllt. Der Kolben wird nach unten gedrückt und schließt langsam das Hauptventil. Die Spüldauer kann durch die Wassermenge, die durch diesen Kanal in die Druckausgleichskammer strömt, eingestellt werden. Bei einigen Modellen ist die Spüldauer zum Teil aber auch durch eine Düse fest vorgegeben oder sie wird mit einer Regulierschraube eingestellt.

Auslegung

Um ständige Spülbereitschaft der Armatur und damit den notwendigen Fließdruck zu gewährleisten, ist die Anschlussleitung auf mindestens DN 25 zu dimensionieren. Die Dimensionierung muss je Objekt (Gleichzeitigkeitsfaktor) und Rohrwerkstoff (nach DIN EN 806-3 und der nationalen Ergänzungsnorm DIN 1988-300) berechnet werden. Die Faustformel „Leitung eine Nennweite größer als die Anschlussnennweite“ reicht nur in Einfamilienhäusern.

Vor- und Nachteile

Vorteile

Druckspüler entnehmen das Spülwasser direkt dem Versorgungsnetz und sind deshalb immer spülbereit. Es kann ohne Wartezeit sofort mehrmals nachgespült werden. Sie benötigen wenig Platz, haben eine hohe Spülkraft und sind leicht zu montieren.

Nachteile

Trotz ihrer Vorteile werden Druckspüler im Verhältnis zu Spülkästen bei modernen WC-Anlagen nur noch selten eingebaut, da für einen einwandfreien Betrieb große Rohrleitungsquerschnitte (mind. DN 25) erforderlich sind. Nachteile solch großer Nennweiten sind, gerade in Ein- und Zweifamilienhäusern, stagnierendes Wasser in den Leitungen, geringe Fließgeschwindigkeiten bei geringem Wasserbedarf und die Tatsache, dass Wasserzähler entsprechend groß ausfallen müssen.

Weitere Hinweise