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Schneefangsysteme

Abb. 1 Schneefanggitter
Quelle: Bubiza

Grundlagen

Schneefangeinrichtungen auf Dächern dienen dem Schutz von Personen und / oder tiefer liegenden Gebäudeteilen vor abrutschenden Schneemassen / Dachlawinen.

Die Verpflichtung zum Einbau von Schneefangeinrichtungen ergibt sich aus der Musterbauordnung bzw. den Landesbauordnungen. So verlangt die Musterbauordnung in §16, dass bauliche Anlagen verkehrssicher sein müssen.

Schneefangsysteme

Die gängigsten Schneefangsysteme sind:

Schneefanggitter

Abb. 2 Schneefanggitter
Quelle: Bubiza

Schneefangbalken (Rundhölzer)

wiki.bubiza.de-data-media-schneefangbalken.jpg

Abb. 3 Schneefangbalken (stark gerissen)
Quelle: Bubiza

Gebirgsschneefang

Abb. 4 Schneefang mit Rundrohren (Gebirgsschneefang)
Quelle: Bubiza

Schneerückhaltesysteme

Um Schnee am Abrutschen von Dachflächen zu hindern, können Schneestopphaken eingesetzt werden. Diese können zwar keinen Schneefang im Traufbereich ersetzen, allerdings kann der zusätzliche Einsatz von Schneestopphaken dazu führen, dass sich die erforderliche Anzahl der Schneefangreihen auf der Dachfläche reduziert.

Schneelastzonen

Deutschland ist durch die Schneelastzonenkarte in insgesamt fünf verschiedene Schneelastzonen unterteilt. Die Unterteilung erfolgt in die Zonen 1, 2 und 3 sowie die Unterzonen 1a und 2a. Dabei ist in Zone 1 statistisch mit den niedrigsten Schneelasten zu rechnen und in Zone 3 mit den höchsten.

Mit Hilfe dieser Karte lässt sich ermitteln, welche Schneelastzone einem beliebigen Ort in Deutschland zuzuordnen ist. Diese Zuordnung ist beispielsweise notwendig, um für einen bestimmten Ort die charakteristische Bodenschneelast berechnen zu können.

Eine postleitzahlengenaue Zuordnung der Schneelastzonen kann über das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) bezogen werden.

schneelastzonen.jpg

Abb. 5 Schneezonenkarte Deutschland
Quelle: http://www.bubiza.de/download/ec5-formelsammlung.html

Grenzlinie Norddeutsches Tiefland

Die in der Karte eingezeichnete Grenzlinie resultiert aus dem Umstand, dass in Regionen nördlich dieser Linie in seltenen Fällen Schneelasten bis zum mehrfachen der rechnerischen Werte gemessen wurden. Die zuständigen Behörden können in den betreffenden Regionen die Rechenwerte festlegen, die zusätzlich als außergewöhnliche Einwirkungen zu berücksichtigen sind.

Schneefangbemessung

Schneefangeinrichtungen müssen bemessen werden. Dies bedeutet, dass die zu erwartende, auf den Schneefang einwirkende Last ermittelt werden muss, um ein Schneefangsystem mit der dazu passenden Lastklasse auswählen zu können.

Eine Bemessung des Schneefangsystems ist grundsätzlich für alle neu zu montierenden Anlagen nötig.

Bodenschneelast

Die charakteristische Bodenschneelast ist ein rechnerischer Wert, der sich aus der Abhängigkeit der Schneelastzone und der Geländehöhe über NN (normal Null) ergibt. Diese Werte gelten für Orte bis maximal 1500 m über NN.

Nach der Auswahl der entsprechenden Schneelastzone erfolgt die Ermittlung der charakteristischen Bodenschneelast sk in Abhängigkeit der Höhe über NN tabellarisch oder mittels vorgegebener Formeln. Nachfolgend die Tabelle „Charakteristische Bodenschneelast“ der Bemessungstafel Eurocode 5 des Bundesbildungszentrums des Zimmerer- und Ausbaugewerbes:

tabelle_charakt._bodenschneelast.jpg

Abb. 6 Tabelle charakteristische Bodenschneelasten
Quelle: http://www.bubiza.de/download/ec5-formelsammlung.html

Dachschneelast

Diese Bodenschneelast wird unter Berücksichtigung des sogenannten Formbeiwertes µ1 in die charakteristische Schneelast umgerechnet.

Formbeiwerte

Bei Flach-, Pult-, und Satteldächern beträgt der Formbeiwert µ1 = 0,8. Bei Dachneigungen zwischen 30° und 60° nimmt dieser Wert kontinuierlich bis auf µ1 = 0 ab, wenn der Schnee ungehindert abrutschen kann. Da dieses ungehinderte Abrutschen bei einer Schneefangeinrichtung allerdings nicht mehr möglich ist, muss bei der Bemessung von Schneefangeinrichtungen mit dem Ausgangswert µ1 = 0,8 gerechnet werden.

Schneelast am Schneefanggitter

Mit Hilfe der unten stehenden Formel ist es nun möglich die an einem Schneefangsystem auftretende Kraft Fs pro laufenden Meter zu ermitteln:

Fs = si · b · sin <font 14px font-size-adjust: none; font-stretch: 100%; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: 700; letter-spacing: normal; line-height: 19.6px; -ms-text-size-adjust: auto; orphans: 2; text-align: left; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; word-spacing: 0px;/Arial,sans-serif;;inherit;;transparent color: rgb(34, 34, 34); cursor: text; font-family: Arial,sans-serif; font-size: 14px; font-size-adjust: none; font-stretch: 100%; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: 700; letter-spacing: normal; line-height: 19.6px; -ms-text-size-adjust: auto; orphans: 2; text-align: left; text-decoration: none; text-indent: 0px; text-transform: none; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; word-spacing: 0px;>α</font>

schneefang_schema.jpgFs = Kraft (pro Meter am Schneefang)

si = Schneelast auf dem Dach

b = Abstand Schneefang bis First

α = Dachneigung

Berechnungsbeispiel

Gebäudedaten:

  • Standort: Stadtgebiet Kassel (ca. 150 m über NN)
  • Schneelastzone 2
  • Satteldach, Dachneigung = 45°
  • Abstand Schneefang bis First = 4,50 m

Berechnung:

  • charakteristische Bodenschneelast für Schneelastzone 2 und Geländehöhe 150 m aus Tabelle ablesen.

sk = 0,85 kN/m²

  • Ermitteln der charakteristischen Dachschneelast mit fixem Formbeiwert µ1 = 0,8.

si = 0,8 · 0,85 = 0,68 kN/m

  • Ermitteln der Schneelast pro Meter auf das Schneefangsystem.

Fs = 0,68 kN/m² ·4,50 m · sin 45° = 2,16 kN/m

Auswahl des geeigneten Schneefangsystems

Mit Hilfe der ermittelten Schneelast pro Meter Schneefang, kann schließlich die Auswahl der geeigneten Lastklasse und des maximalen Schneefanghalterabstands nach den Vorgaben des ZVDH (Zentralverband des Deutschen Dachdeckernhandwerks) erfolgen.