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Fenster

Abb. 1, Doppelflügelfenster mit vorgehängter Lärchenholzfassade
Quelle: Bubiza

Grundlagen / Anforderungen

Fenster in Außenwänden dienen vor allem der Belichtung und Belüftung der dazugehörigen Räume. Eine ausreichende Fensteranzahl und Fenstergröße dient dem Wohncomfort und wird auch baurechtlich für Wohnräume verlangt. Fenster können noch weitere Funktionen erfüllen, beispielsweise als zweiter Rettungsweg im Brandfall.

Weitere Anforderungen an Fenster können sich aus Wärme-, Schall- und Brandschutz ergeben.

Öffnungsrichtung

Die gewünschte Öffnungsrichtung eines Fensters hängt von verschiedenen Faktoren, wie z.B. der Nutzung und Einrichtung der Räume und den baulichen Gegebenheiten ab und muss dementsprechend bei Planung und Einbau des Fensters berücksichtigt werden.

Um Missverständnisse und Planungsfehler zu vermeiden, wird die Öffnungsrichtung eines Fensters nach DIN 107 „Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen“ festgelegt. Ausgehend von der Seite zu der das Fenster öffnet, spricht man von DIN rechts, wenn die Beschläge (Scharniere) an der rechten Seite angebracht sind und DIN links, wenn die Beschläge links angeordnet sind.

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Abb. 2 DIN Bezeichnung der Öffnungsrichtung
Quelle: Bubiza

Öffnungsarten

Grundsätzlich lassen sich Fenster hinsichtlich ihrer Öffnungsart in verschiedene Gruppen einteilen. Die am häufigsten vorkommenden Öffnungsarten sind:

  • Drehflügelfenster
  • Kippfenster
  • Schiebefenster
  • Klappfenster
  • festverglaste Fenster (nicht zu öffnen)

In Deutschland sind Drehflügel- und Kippfenster der am häufigsten verwendete Öffnungsstandard. In Planzeichnungen wird die Öffnungsart und Öffnungsrichtung eines Fensters mit Dreiecken dargestellt, die in die Ansicht eines Fensters eingezeichnet werden. Dabei zeigt die Spitze des Dreiecks immer die beim Öffnen aufschwingende Seite des Fensterflügels an, die gegenüberliegende Seite zeigt die Position der Beschläge an.

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Abb. 3 Kennzeichnung der Öffnungsrichtung und Art in Planzeichnungen
Quelle: Bubiza

Einbau

Positionierung

Die Positionierung eines Fensters richtet sich in der Regel nach der Raumaufteilung und Nutzung der Innenräume, zusätzlich sind baurechtliche Vorgaben wie z.B. Brüstungshöhen zu beachten. In Holzrahmenbauwänden werden Fensteröffnungen unabhängig von der restlichen Einteilung der Wandstiele (Rastermaß) durch die Anordnung zusätzlicher Hölzer (Sonderstiele) eingebaut. Die Rohbauöffnung, also das lichte Maß zwischen den Hölzern der Fensteröffnung, sollte zwischen 1 und 2 cm größer als das tatsächliche Fertigungsmaß des Fensters sein. Diese Einbauluft ist nötig, um das Fenster ausrichten und fachgerecht anschliessen zu können.

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Abb. 4 Sonderstiele außerhalb des Konstruktionsrasters
Quelle: Bubiza

Insbesondere bei Holzrahmenbauwänden muss bei der Positionierung von Fenstern darauf geachtet werden, dass im Bereich der Fenster keine Lastabtragung erfolgen darf. Gegebenenfalls müssen also ausreichend dimensionierte Sturzhölzer über Fenstern eingebaut werden, um Vertikallasten auf die Stiele links und rechts neben dem Fenster übertragen zu können.

Befestigung

Zunächst wird das Fenster in der Fensteröffnung ausgerichtet und meist mit kleinen Kunststoff- oder Holzkeilen in der richtigen Position fixiert.

Zur Abtragung der Eigenlast des Fensters muss dieses zwischen unterem Rahmen und Brüstungsriegel kraftschlüssig unterfüttert werden. Das erfolgt mittels sogenannter Montageklötze, die ebenfalls aus Kunststoff oder Holz bestehen. Diese sind mindestens unter den Rahmenecken, bei breiten Fenstern auch dazwischen zu unterlegen. Zwischen oberem Rahmen und Sturzriegel darf keine kraftschlüssige Befestigung erfolgen. Dadurch wird verhindert, dass Vertikalkräfte aus der Konstruktion auf das Fenster übertragen werden und dieses beschädigt werden könnte.

Abb. 5 Auswahl unterschiedlich dicker Montageplättchen zum kraftschlüssigen unterlegen des Fensters
Quelle: Bubiza

Die Abtragung von Horizontallasten, die z.B. durch Winddruck oder auch Bewegungen des Fensterflügels entstehen können, erfolgt mittels speziellen Fensterbauschrauben (Direktbefestigungsschrauben), die an dafür vorgesehenen Stellen seitlich durch den Fensterrahmen in die angrenzenden Stiele der Wand geschraubt werden.

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Abb. 6 (links)Innenansicht des Fensterrahmens mit eingeschraubten Direktbefestigungsschrauben; Abb 7 (rechts) sichtbarer Teil einer Direktbefestigungsschraube im Bereich der notwendigen Einbauluft.
Quelle: Bubiza

Wind- und Luftdichtung

Fenster in Außenwänden sind Bestandteil der wärmetechnischen Gebäudehülle, daher ist es wichtig sie innen luftdicht und außen winddicht einzubauen.

Luftdichtung

Von vielen Herstellern werden Fenster angeboten, an die bereits eine Luftdichtungsbahn angeschlossen ist. Nachdem das Fenster in seiner endgültigen Position fixiert ist, wird dann diese Luftdichtungsschürze an der Rauminnenseite an die Luftdichtheitsschicht der Außenwand angeklebt. Hier muss besonders sorgfältig gearbeitet werden, um auch in den Eckbereichen eine fugenfreie Verklebung zu gewährleisten.

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Abb. 8 raumseitige Luftdichtheitsschürze
Quelle: Bubiza

Winddichtung

Ein wind- und schlagregendichter Anschluss des Fensters nach außen hin ist nötig um die Konstruktion und das Gebäudeinnere vor Witterungseinflüssen zu schützen. Nachdem das Fenster in Position sitzt wird der zur Montage nötige Luftspalt mit einem Wind- und Schlagregendichten Kompriband verschlossen. Viele Hersteller bieten zum Fenster dazugehörige Systeme an.

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Abb. 9 wind- und schlagregendichtes Kompriband
Quelle: Bubiza

Multifunktionsbänder

Eine weitere gängige Lösung, mit der sowohl die raumseitige Luftdichtheit, als auch gleichzeitig die aussenseitige Wind- und Schlagregendichtheit gewährleistet werden können, ist der Einsatz von speziellen Multifunktions-Kompribändern, die vor dem Einbau des Fensterrahmens umseitig auf den Rahmen geklebt werden und dann im Montagespalt dekomprimieren. Hierbei ist es besonders wichtig, dass das entsprechende Band gemäss Innen- und Außenseite richtig herum eingebaut wird.

Abb. 10 Luft- und Winddichtes Kompriband mit Kennzeichung der Innenseite auf der Rolle.
Quelle: Bubiza

Abb. 11 Fachgerecht auf dem Fensterrahmen aufgeklebtes Multifunktions-Kompriband.
Quelle: Bubiza

Abb. 12 Fenstermontage und Fassade fertig hergestellt. Der Putz schliesst fachgerecht an die Fensterbank und den Fensterrahmen an.
Quelle: Bubiza

Sonnenschutz / Verschattung

Fenster sind (abhängig von der Himmelsrichtung und Einbausituation) einer relativ hohen Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Daher sollten Sonnenschutz- und Verschattungsmöglichkeiten grundsätzlich bei der Planung berücksichtigt werden. Wie bei den Außenbauteilen Dach und Wand ist auch für Fenster im Sommer ein ausreichender Hitzeschutz genauso wichtig für ein behagliches Raumklima wie der Wärmeschutz bei kälteren Außentemperaturen. Um ein unzuträgliches Aufheizen der Innenräume bei Sonneneinstrahlung zu vermeiden wird daher in der Regel mit beweglichen Verschattungsanlagen (z.B. Raffstores gearbeitet).

Der Markt bietet verschiedene Varianten an außen- und innenliegenden Verschattungs- oder auch Verdunklungsanlagen und Sonnenschutzverglasungen.

Die Verschattungselemente werden zwar in der Regel erst zu einem relativ späten Zeitpunkt des Baufortschritts montiert, jedoch ist es wichtig, dass bereits für die Werkplanung alle Positionen der vorgesehenen Verschattungsanlagen sowie deren Abmessungen (Hersteller / System) bekannt sind. Nur so kann die Konstruktion und Gebäudehülle (z.B. der Fassadenaufbau) mit entsprechenden Freiräumen zur späteren, problemlosen Montage der Verschattung geplant und hergestellt werden und diese kollisionsfrei in die Außenwände integriert werden.

Abb. 13 Zur Montage eines Raffstorekastens vorbereitete Aussparung einer Holztafelbauwand
Quelle: Bubiza

Abb. 14 Außenwand fertig verputzt, mit eingebautem Raffestorekasten.
Quelle: Bubiza

Abb. 15 hinter Boden-Deckel Schalung verdeckt eingebaute Raffstorekästen.
Quelle: Bubiza