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Rohrnetzsysteme

Grundlagen

Das im Heizkessel erwärmte Wasser muss zu den Heizkörpern geführt werden und nach der Wärmeabgabe wieder zum Heizkessel zurückströmen. Dieser Wärmetransport erfolgt mittels Rohrleitungen. Die Gesamtheit der verlegten Rohrleitungen nennt man Rohrnetzsystem. Im Wesentlichen unterscheidet man dabei das Einrohrsystem und das Zweirohrsystem.

Einrohrsystem

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Quelle: BTZ-Osnabrück

Beim Einrohrsystem fließt das Heizungswasser in nur einer Leitung von einem Heizkörper zum nächsten. Man spricht daher auch von einer Reihenschaltung der Heizkörper. Es basiert auf einer Ringleitung, die an allen Heizkörpern vorbeiführt. Vor- und Rücklauf der Heizkörper sind an dieselbe Rohrleitung angeschlossen. Der Anschluss der einzelnen Heizkörper erfolgt im Nebenschlusssystem. Hierbei fließt nur eine Teilwassermenge über den Heizkörper. Die Restwassermenge wird durch eine Kurzschlussstrecke geführt. So wird gewährleistet, dass auch bei abgestellten Heizkörpern die nachfolgenden versorgt werden. Da das abgekühlte Rücklaufwasser wieder in die gemeinsame Leitung zurückfließt, wird die Temperatur im Strang von Heizkörper zu Heizkörper geringer. Das hat zur Folge, dass zum Strangende hin die Heizflächen vergrößert werden müssen, um eine gleichbleibende Wärmeleistung zu erreichen. Die Rohrführung kann waagerecht ( waagerechte Einrohrheizung ) und senkrecht ( senkrechte Einrohrheizung ) erfolgen. Das Einrohrsystem wird heute nur noch selten ausgeführt, ist jedoch im Gebäudebestand, insbesondere in größeren Objekten, häufig anzutreffen.

Zweirohrsystem

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Quelle: BTZ-Osnabrück

Die Zweirohrheizung stellt das am häufigsten ausgeführte Rohrnetzsystem dar. Sie besteht aus getrennten Vorlauf- und Rücklaufleitungen. Man spricht daher von einer Parallelschaltung der Heizkörper. Dadurch erhält jeder Heizkörper annähernd die gleiche Vorlauftemperatur. Heizkörper gleicher Größe erbringen folglich bei gleicher Spreizung die gleiche Wärmeleistung. Durch die separaten Vor- und Rücklaufleitungen können einzelne Heizkörper infolge von unterschiedlichen Druckverlusten ungleichmäßig mit Heizungswasser versorgt werden. Je größer die Entfernung der Heizkörper zum Eingangsstrom, desto größer auch die Strömungswiderstände im Rohrnetz. Der größte Volumenstrom ginge so durch die am günstigsten gelegenen Heizkörper, was eine Unterversorgung der weniger günstig gelegenen Heizkörper nach sich zöge. Um das zu vermeiden, wird ein hydraulischer Abgleich durchgeführt. Damit wird sichergestellt, dass an allen Heizkörpern der gleiche Druckverlust entsteht. Das Zweirohrsystem kann mit unterer und oberer Verteilung sowie als Stockwerksleitung ausgeführt werden.

Untere Verteilung

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Quelle: BTZ-Osnabrück

Vor- und Rücklaufleitungen werden im Keller- oder Untergeschoss an der Decke oder im Boden verlegt. Von den waagerechten Leitungen zweigen Steigstränge ab, an die die Heizkörper angeschlossen werden. Die Verteilungsleitungen sind mit Steigung zu verlegen, damit die Luft nach oben entweichen und die Anlage entleert werden kann. An den oberen Heizkörpern müssen die Einzelentlüftungen beim Füllen und Entleeren der Anlage geöffnet sein. Bei den heutigen Pumpenheizungen ist diese Variante der Verteilung üblich.

Obere Verteilung

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Quelle: BTZ-Osnabrück

Der Vorlauf wird zum Dach- oder Obergeschoss geführt und verteilt sich dort zu den Fallsträngen. Die Rückläufe werden im Keller- oder Untergeschoss gesammelt. Die obere Verteilung wurde früher häufig bei Schwerkraftheizungen verwendet. Als Neuanlagen werden sie nicht mehr gebaut.

Tichelmann

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Quelle: BTZ-Osnabrück

Eine Sonderform des Zweirohrsystems ist das sogenannte Tichelmann System. Die Summe der Rohrlängen von Vor- und Rücklauf, vom Heizkessel ausgehend zu jedem Heizkörper bzw. Steigstranganschluss, ist etwa gleich. Ein Heizkörper bzw. Steigstranganschluss mit kurzem Vorlauf hat folglich einen langen Rücklauf, ein Heizkörper bzw. Steigstranganschluss mit langem Vorlauf hat einen kurzen Rücklauf. Dadurch ergeben sich für jeden Heizkörperanschluss gleiche Druckverluste und ein hydraulischer Abgleich ist nicht notwendig. Aufgrund des größeren Rohrbedarfs ist dieses System allerdings sehr teuer.