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Kompendium für Lernende und Lehrende

Holzschutz

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Abb. 1 Holzbeanspruchung durch UV-Einstrahlung und Auswaschung
Quelle: Appenrodt

Grundlagen

Holz und Holzwerkstoffe können von Organismen abgebaut bzw. verändert werden. Dies hat Auswirkungen auf die Optik und je nach Intensität der Beschädigung auch auf die Trägfähigkeit. Ziel ist es also Holzbauwerke vor dem Befall mit schädlichen Organismen zu schützen und somit die Tragfähigkeit und Optik langfristig zu gewährleisten.

Voraussetzungen für den Abbau bzw. eine Veränderung des Materials sind jedoch geeignete Lebensbedingungen für diese Organismen. Bei einem Sachgemäßen Einsatz hat sich der Baustoff Holz seit Jahrhunderten bewährt. Holzschutzmaßnahmen entsprechend DIN 68800 beinhalten Maßnahmen gegenüber Holz zerstörenden Pilzen und Insekten.

Holz zerstörende Pilze

Sofern Fäulnis oder ein Vermodern von Holz festzustellen ist, handelt es sich im Regelfall um einen Holz zerstörenden Pilz. Die Pilzfäden dringen dabei in die Fasern und Poren des Holzes ein und bauen mit ihren Enzymen die Zellwände der Holzzellen ab. Holz zerstörende Pilze benötigen feuchtes Holz etwa ab Fasersättigung. Bei der Fasersättigung (ca. 30 % Holzfeuchte) sind die Zellwände mit Wasser gesättigt, in den Zellhohlräumen ist jedoch kein Wasser vorhanden. Um einen Befall sicher zu vermeiden, ist in den Regelwerken daher eine Holzfeuchte von 20% als Obergrenze festgelegt. Bei trockenem Holz sowie bei vollständiger Durchfeuchtung ( Wasserlagerung ) ist ein Befall durch Holz zerstörende sowie Holz verfärbende Pilze ausgeschlossen.

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Abb. 2 Fasersättigungspunkt
Quelle: Bubiza

Braunfäule

Bei der Braunfäule erfolgt durch den Abbau von Zellulose die Schädigung des Holzes. Zurück bleibt braun verfärbtes, würfelförmiges zerstörtes Holz. Neben dem Kellerschwamm ist der echte Hausschwamm der bekannteste Vertreter. Als einziger Pilz wächst dieser auch auf trockenem Holz weiter, daher ist er als besonders gefährlich einzustufen.

Weißfäulepilze

Weißfäulepilze bauen insbesondere das Lignin ab. Zurück bleibt ein helleres, leichteres, schwammiges, aber nicht brüchiges Holz.

Moderfäule

Der Moderfäule führt zur Erweichung der Holzoberfläche, so dass diese in feuchtem Zustand schmierig, in trockenem Zustand fein rissig aussieht.

Infokarten zu holzzerstörenden Pilzen

Abb. 3 Mycelien echter Hausschwamm
Quelle: http://www.ifholz.de/

Infokarten I.F.-Holz

Durch Anklicken des blauen Textes sind Informationskarten des IF-Holz (Institut für Holzqualität und Holzschäden - Dr. Rehbein und Dr. Huckfeldt) abrufbar.

Holz verfärbende Pilze

Holz verfärbende Pilze ernähren sich von den Inhaltsstoffen der Holzzellen, greifen aber die Zellwände nicht an. Daher findet weder eine Festigkeitsreduktion noch eine Fäulnis, sondern lediglich eine optische Beeinträchtigung statt. Bei den Holz verfärbenden Pilzen unterscheidet mann zwischen Bläue- und Schimmelpilzen.

Bläuepilze

Bläuepilze kommen insbesondere bei Nadelholz (vornehmlich Kiefer) vor und rufen blau- bis grauschwarze Verfärbungen des Splintholzes hervor.

Schimmelpilze

Schimmelpilze siedeln sich auf unterschiedliche organischen Untergründen an, sie verursachen ebenfalls Holzverfärbungen jedoch wachsen sie nur auf der Oberfläche.

Holz zerstörende Insekten

In Deutschland sind Käfer als Holz zerstörende Insekten anzutreffen, deren Larven sich im Holz entwickeln und dieses durch ihre Fraßgänge zerstören. Termiten gehören auch zu den Holz zerstörenden Insekten, kommen aber ind Deutschland aufgrund der klimatischen Bedingungen so gut wie nicht vor und stellen daher keine Gefährdung dar. Anders ist das in südlichen- und tropischen Ländern.

Frischholzinsekten

Borkenkäfer oder Holzwespen sind Frischholzinsekten und befallen ausschließlich lebende Bäume bzw. frisch gefälltes Holz. Einige Arten, z.B. die Holzwespe, vollenden ihre Entwicklung in trockenem Holz, daher besteht die Gefahr von Folgeschäden durch das Schlüpfen des Insekts aus verbautem Holz. Es kommt allerdings nach dem Schlüpfen zu keinem Neubefall durch diese Insekten.

Trockenholzinsekten

Trockenholzinsekten, wie der Hausbock, befallen dagegen vorwiegend trockenes Bauholz.

Meerwasser- Schädlinge

In Gewässern mit einem Salzgehalt von mindestens 7% können verschiedene Organismen das Holz durch Kavernen und Bohrgänge zerstören. Zu diesen Gewässern gehören die deutsche Nord- und Ostseeküste sowie Teile des Tideneinflussbereiches.

Holzschutznorm DIN 68800

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Abb. 4 DIN 68800
Quelle: DIN 68800

Die Holzschutznorm DIN 68800 regelt allgemeine, konstruktive und chemische Maßnahmen zum Schutz von verbautem Holz und Holzwerkstoffen und besteht aus vier teilen:

  • Teil 1: Allgemeines
  • Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
  • Teil 3: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
  • Teil 4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und Insekten

Die DIN 68800 definiert also wichtige Voraussetzungen für den Schutz von Holz und Holzwerkstoffen vor einer Wertminderung oder Zerstörung und regelt zudem eventuell notwendig werdende Bekämpfungsmaßnahmen.

Für den Schutz des Holzes gegen Organismen stehen eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen zur Verfügung. Langjährig bewährte Maßnahmen sind :

  • bauliche Maßnahmen
  • Anwendung von Holzschutzmitteln
  • Verwendung von vorbeugend geschützten Holz- und Holzwerkstoffenprodukten mit CE-Kennzeichnung
  • Physikalische Maßnahmen (Anwendung von hohen Temperaturen)
  • Beschichtungen
  • Schutzsysteme mit bauaufsichtlichem Verwendbarkeitsnachweis

Gebrauchsklassen GK

DIN 68800-1 legt der auf der Grundlage der gegebenen Gefährdung unter verschiedenen Einsatzbedingungen Gebrauchsklassen fest und ordnet diesen entsprechende Schutzmaßnahmen zu. Es handelt sich um eine Klassifikation zur Einbausituation von Holz in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen. Dabei ist zu beachten, dass die hier definierten Gebrauchsklassen nicht deckungsgleich mit den Nutzungsklassen nach DIN EN 1995-1-1 sind.

               vereinfachte Entscheidungsabfolge

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Natürliche Dauerhaftigkeit

Bei der natürlichen Dauerhaftigkeit handelt es sich um die mehr oder weniger ausgeprägte Eigenschaft einer Holzart, ohne zusätzlich Maßnahmen einem Befall durch Holzschädlinge zu widerstehen. Die Dauerhaftigkeit gegen die verschiedenen Schädlingsarten wird im Wesentlichen durch die Holzinhaltsstoffe und die Umgebungsbedingungen beeinflusst und kann sehr unterschiedlich sein. Angaben zur natürlichen Dauerhaftigkeit enthalten DIN EN 350:2016-12 sowie Tabellen 2 und 3 der DIN 68800-1.

Dauerhaftigkeitsklassen

Die Widerstandfähigkeit von Holz gegen eine Zerstörung wird durch Dauerhaftigkeitsklassen ausgedrückt:

  • 1= sehr dauerhaft
  • 2= dauerhaft
  • 3= mäßig dauerhaft
  • 4= wenig dauerhaft
  • 5= nicht dauerhaft

In DIN EN 350:2016-12 werden unterschiedliche Holzarten als splintfreies Kernholz diesen Dauerhaftigkeitsklassen zugewiesen. Eiche entspricht beispielsweise der Klasse 2, Lärche, Kiefer und Douglasie den Klassen 3 bis 4 und Fichte sowie Tanne der Klasse 4. Splintholz ist stets der Dauerhaftigkeitsklasse 5 zuzuordnen. Farbkernholz mit einem Splintholzanteil bis Maximal 5% kann wie reines Kernholz eingestuft werden.

Alternativ zu chemischen Holzschutzmaßnahmen können zur Vermeidung eines Pilzbefalls in GK 2 bis GK 4 auch splintfreie Farbkernhölzer verwendet werden.

Nachfolgende Tabelle ermöglicht zudem eine Zuordnung von Holzarten für den möglichen Einsatz in verschiedenen Gebrauchsklassen ohne chemischen Holzschutz, in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit.