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Absturzsicherheit

Abb. 1: freistehendes Dachfanggerüst mit giebelseitigem Treppenaufgang, System „PERI up“ der Firma Peri. (Quelle: Bubiza)

Grundlagen

Absturzunfälle enden meist mit schwersten- und teilweise auch tödlichen Verletzungen und müssen unbedingt verhindert werden! Deshalb muss die oberste Priorität bei allen Tätigkeiten am Bau auf dem Schutz vor Arbeitsunfällen, insbesondere von Absturzunfällen liegen.

Absturzunfälle können grundsätzlich in Abstürze nach außen und Abstürze nach innen unterschieden werden. Typische Gefahrenstellen für Abstürze nach außen sind z. B.:

  • Dachkanten
  • fehlerhafte Gerüste
  • fehlende / mangelhafte Geländer und Brüstungen
  • etc.

Typische Gefahrenquellen für Abstürze nach innen sind z. B.:

  • offene Balkenlagen
  • offene Sparrenlagen
  • nicht verschlossene Treppenlöcher
  • Durchbruch durch Dachdeckungen / Lichtkuppeln
  • etc.

Einen Unterschied hinsichtlich der Konsequenzen macht es grundsätzlich nicht, ob es sich um einen Absturz nach außen oder nach innen handelt, jedoch wird der Gefahr eines Absturzes nach außen häufig mehr Beachtung geschenkt als der Gefahr eines Absturzes nach innen, da die Gefahr meist offensichtlicher ist.

In den unten aufgeführten Beispielen wird daher explizit auf Tätigkeiten mit erhöhter Gefahr des Absturzes nach innen und Möglichkeiten der Erhöhung der Arbeitssicherheit eingegangen.

Arbeitsschutz nach dem TOP Prinzip

Möglichkeiten des Absturzes gibt es viele, genauso viele Möglichkeiten gibt es jedoch auch, die notwendige Absturzsicherheit herzustellen. Oberste Priorität haben dabei technische Maßnahmen, die dazu beitragen, dass die Gefahrenquelle entweder abgestellt, oder deutlich „entschärft“ wird. Reichen die technischen Maßnahmen alleine nicht aus, sind sie durch weitere organisatorische- und / oder letztlich persönliche Maßnahmen zu ergänzen. Aus dieser Rangfolge der Schutzmaßnahmen ergibt sich das TOP-Prinzip:

  • Technische Maßnahmen (z.B. Aufstellen eines Dachfanggerüstes)
  • Organisatorische Maßnahmen (z.B. Reduzierung der Aufenthaltszeiten in gefährlichen Bereichen durch Vorelementierung)
  • Persönliche Maßnahmen (z.B. Verwenden einer persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz PSAgA)

Infoblatt Absturzsicherungen

Einen guten Überblick, wann welche Maßnahmen zu ergreifen sind und welche Rahmenbedingungen bei der Absturzsicherheit gelten, bietet ein zweiseitiges Infoblatt, welches hier kostenlos heruntergeladen werden kann. Es gibt schnell Übersicht über wichtige Baustellensituationen und hilft verschiedene Szenarien rechtssicher einzuschätzen und die notwendigen Maßnahmen zur Absturzsicherheit zu ergreifen.

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Abb. 2: verlinktes Infoblatt zur Absturzsicherheit (Quelle: Bubiza)

Absturzsicherheit durch Vorelementierung

Durch die Vorelementierung von Bauteilen können Absturzunfälle in mehrfacher Weise vermieden werden. Grundsätzlich ist das Herstellen eines Elements in einer trockenen, sauberen und gut belichteten Werkhalle mit weniger Unfallrisiken verbunden als die Herstellung des gleichen Elements unter Baustellenbedingungen. Zudem wird durch eine Vorelementierung auch die Baustellenzeit selbst verkürzt, da viele Arbeitsschritte bereits in der Halle abgeschlossen werden können und sich die Zeit auf der Baustelle im wesentlichen auf die Montage reduziert.

Beispiel Richten einer (Kehl-) Balkenlage

Das „klassiche“ Richten einer Balkenlage, also die einzelne Verlegung der Decken- oder Kehlbalken auf der Baustelle sowie das Verlegen der (OSB-) Beplankung bietet aufgrund der häufig großen Fallhöhen bis zum darunter liegenden Boden / Decke ein großes Gefährdungspotenzial für Absturzunfälle nach innen. Es gibt verschiedene Varianten, wie die Balkenlage von unten verlegt werden kann, um die Gefahr zu reduzieren. Denkbare Szenarien sind hierbei z. B.:

  • (Kranunterstütze) Verlegung der Kehlbalken mit Podest- oder Plattformleiter
  • Verlegung der Kehlbalken von Rollgerüsten aus.

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Abb. 3 und 4: Möglichkeiten der Kehlbalkenmontage mittels Podestleitern und /oder Rollgerüsten (Quelle: Bubiza)

Beim Verlegen der Kehl- oder Deckenbalken gibt es also durchaus Möglichkeiten die Arbeitssicherheit durch das Arbeiten von unten erheblich zu erhöhen und das Absturzrisiko zu minimieren. Beim Verlegen der Beplankung fällt jedoch die Möglichkeit der Arbeit von unten aus. Hier muss bei Montage vor Ort zwangsläufig die Balkenlage betreten werden. Dies stellt ein erhebliches Unfallpotenzial dar.

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Abb. 5: Die Verlegung der OSB Beplankung auf einer Kehlbalkenlage bietet ein hohes Unfallpotenzial! (Quelle: Bubiza)

Sicherheit durch Vorelementierung

Die Verlegung und Beplankung von (Kehl-) Balkenlagen zeigt deutlich, dass es mehr oder weniger praktikable Lösungen zur Erhöhung der Arbeitssicherheit gibt, die je nach Baustellensituation und Umfang der Arbeiten gut und sinnvoll-, aber zum Teil auch weniger sinnvoll bis gar nicht umsetzbar sind.

An den zuvor beschriebenen Beispielen wird deutlich, wie gut eine Vorelementierung von Bauteilen und deren Montage für die Erhöhung der Arbeitssicherheit und zur Vermeidung von Absturzunfällen ist.

Beispiel: Montage vorgefertigter Deckenelemente

Das erste Deckenelement wird mit dem Kran eingeschwenkt.

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Abb. 6: Einschwenken eines Deckenelements (Quelle: Bubiza)

Das Element wir positioniert und langsam auf den Randbalken abgelassen. Die Zimmerer stehen dabei sicher auf dem Gerüst und sind zusätzlich mit PSAgA gegen Absturz nach innen gesichert. Um ein Durchstürzen durch das Treppenloch beim Begehen der Decke zu verhindern, wurde dieses bereits vor der Montage mit einer OSB Platte gesichert.

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Abb. 7: Positionieren und Absetzen des Deckenelements (Quelle: Bubiza)

Nachdem das letzte Deckenelement positioniert wurde, ist die Decke vollständig geschlossen und kann für weitere Arbeitsschritte gefahrlos betreten werden.

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Abb. 8: alle Deckenelemente verlegt. Decke geschlossen (Quelle: Bubiza)